Die Geschichte der Hahnentorburg
Die Räumlichkeiten Historischer Teil: Im Nordturm befinden sich das EhrenGarde-Museum und die Kleiderkammer,
im Südturm das Fahnen- und Standartenzimmer und das Archiv.
Im Mittelbau sind das Große Sitzungszimmer, das auch als Trauzimmer des Standesamtes
der Stadt Köln genutzt wird, und darüber die Kleiderkammer der EhrenGarde.
Gastronomischer Teil:
Im Erdgeschoss der Eingangsbereich,
im Zwischengeschoss die Küche und im Obergeschoss (Brücke) befand sich bis zum Jahre 2017 der Friedel-Haumann-Saal , das Kasino der EhrenGarde, sowie die Schänke und die Sanitärräume.
Die Geschichte der Hahnentorburg im Lauf der Jahrhunderte
1179
Ohne Erlaubnis des Erzbischofs Phillipp von Heinsberg beginnen die Kölner Bürger
mit den Erd- und Bauarbeiten an Gräben, Wällen und Toren für eine neue Stadtbefestigung.
18.8.1180
Kaiser Friedrich I. bestätigt den Vergleich der Bürger mit dem Erzbischof. Gegen ein
Bußgeld von 2000 Mark Silber darf der Stadtmauerbau weitergehen. Diese Urkunde
ist ein wichtiger Schritt in die Stadtautonomie, stehen doch darin erstmalig Bürger
und Erzbischof nebeneinander.
1200
Der Stadtmauerbau auf den grabenverstärkten Wällen beginnt.
Bis ca. 1230/1235
Die ersten Tore, darunter das Hahnentor werden errichtet.
Bis ca. 1259
Fertigstellung der Tore. Köln ist damit die größte „Festungsstadt“ nördlich der Alpen.
1264
Erstmalige Erwähnung des Hahnentors als „nova porta“.
Der Name Hahnentor kommt von Hahn = Hentgin = Wald, also müsste das Tor in
heutigem Deutsch „Waldtor“ heißen. Eine andere (seltenere) Deutung geht von
„Hageno von Anselm“ aus. Straße und Tor führten zu seinem Grundbesitz.
Bis ca. 1280
Fertigstellung der gesamten Stadtbefestigung. Die Stadtmauer umschließt 401 ha,
ist landseitig 7,5 km lang, hat 12 Torburgen und 52 Türme. Die rheinwärtige Mauer
enthielt 13 kleinere und 14 größere Tore und Pforten.
14.09.1396
Im Verbundbrief der Gaffeln und Ämter ( = Zünfte) wird die gesamte Stadtmauer
in Bewachungsabschnitte eingeteilt, für die dann in den kommenden Jahrzehnten
und Jahrhunderten täglich 381 Mann notwendig sind, die in unterschiedlicher
Stärke auf den einzelnen Mauerabschnitten und in den Türmen und Torburgen
zuständig sind. Für die Hahnentorburg ist die Zunft der Buntwörter ( = Kürschner)
zuständig und stellt zehn Mann Besatzung. Nach Süden stellt das Ziechamt ( = Leineweber)
neun Mann, nach Norden die Gaffel Himmelreich ( = Kaufleute) acht Mann
auf den Mauern.
1403 – 1476
Alle Stadttore werden mit Zwingern und Vorhöfen versehen.
1445-1447
Das repräsentativ gestaltete „Mittelzimmer“ wird umgestaltet, der offene Kamin
wird auf die Westseite verlegt, an seiner bisherigen Stelle werden (Gewehr-)Schießscharten
zur Sicherung des Mauerabschnittes nach Süden eingebaut.
1446
Erste Erwähnung des feldseitigen Bollwerkes vor der Hahnentorburg.
Die Türme und Torburgen dienen als Salzlager, Depots für wertvolle Waren und
auch als Gefängnisse.
1488
In einer „Niedrigpreisphase“ kauft der Rat der Stadt Köln über 104.000 Liter Salz
(nach heutigem Maß ca. 166 t) und lagert es im Hahnentor und der Schaafenpforte
ein.
28.09.1529
Adolf Clarenbach und Peter von Fliesteden, prominente protestantische Wanderprediger
ihrer Zeit, sitzen vor ihrer Hinrichtung auf dem „Melatener Galgenberg“
im Hahnentor ein.
Ab ca. 1650
Der Rat der Stadt Köln beruft eine Stadtsoldatentruppe zur Bewachung der Mauern.
Wegen der schlechten Bezahlung verschaffen sich die Soldaten Nebeneinkünfte.
Es sind die historischen Vorgänger der „Roten Funken von 1823“, in deren
Knubbelabzeichen sich heute noch diese Nebeneinkünfte widerspiegeln, z. B. der
Kreisel für Kinder verwahren oder die Zwiebel für Hausarbeit/Hausknecht.
18.02.1655
Letzte Hexenverbrennung in Köln. Ennchen Linnartz, die Tochter des Marketenders
Peter Linnartz wird durch das Hahnentor zur Hinrichtungsstätte an Melaten
geführt, Sie war gerade mal 12 Jahre alt. Mit 10 Jahren wurde sie verurteilt, durfte
nach damaligem Recht aber erst mit 12 Jahren gerichtet werden.
06.10.1794
Bürgermeister Reiner Joseph von Klespe übergibt die Stadt kampflos durch Übergabe
der Stadtschlüssel an General Francois Championnet. Die Stadt ist nun durch
französische Besatzungstruppen eingenommen.
1795
Bei der Nummerierung aller Kölner Häuser erhält das Hahnentor die Nr.
5283 ½. Mit der Bruchzahl war erkennbar, dass es sich um ein öffentliches und deshalb steuerfreies
Gebäude handelte.
1797
Der Pfortenschreiber Hubert Joseph Zimmermann bewohnt ein Haus am Nordturm,
stadtinnenseitig.Der Bau ist später abgebrannt, die dadurch entstandene Verfärbung
der Turmsteine ist heute noch erkennbar.
09.03.1801
Köln wird staatsrechtlicher Bestandteil des französischen Kaiserreiches.
12.09.1804
Kaiserin Josephine kommt durch das Hahnentor nach Köln.
13.09.1804
Kaiser Napoleon I. kommt einen Tag später von Krefeld nach Köln durch das Eigelsteintor.
06.06.1811
Mit der Unterzeichnung des Wappenbriefes durch Kaiser Napoleon I. erhält Köln
ein Stadtwappen nach französischer Heraldik. Es zeigt im Oberfeld eine Bienenreihe
und darunter dann fränkische Zinnen.
16.12.1812
Auf Anordnung von Bürgermeister (Maire) Jakob von Wittgenstein dürfen ab dem
01.01.1813 nur noch französische Straßennamen verwendet werden. Daraus
haben zahlreiche Rückübersetzungen ins Deutsche bis heute überlebt.
19.01.1814
Die letzten Franzosen verlassen Köln durch das Hahnentor, Köln wird nun zu
einem Teil der preußischen Rheinprovinz.
22.12.1817
Durch allerhöchste Cabinettsorder erhält Köln ein neues Wappen. Es ist das
mittelalterliche Wappen, jedoch erweitert um ein Wappenschild mit dem gekrönten,
doppelköpfigen Reichadler.
02.10.1837
Jodocus Schlappal, der als Lithograph für die Entwürfe der Festwagen des
Rosenmontagszuges 1823 bekannt wurde, war später Geldfälscher, dafür wurde er
zum Tode verurteilt, aber dann vom Kaiser Friedrich Wilhelm III. zu lebenslanger
Festungshaft begnadigt. Mit 44 Jahren verstarb er in den „Kerkerräumen über
der Hahnentorburg“.
Karwoche (15. – 20.4.) 1838
Es wird eine Verkehrszählung durchgeführt, und es werden dabei insgesamt
222.000 Personen an 6 Toren erfasst. Am Hahnentor wird so eine Frequenz von ca.
450 Fußgängern und ca. 80 Fuhrwerken pro Stunde (!) ermittelt.
1863
Einführung der Hundesteuer in der Stadt Köln. Befreit davon sind die Tiere der Wallmeister der Stadtmauer.
28.10.1877
Die erste linksrheinische Strecke der Pferdebahn vom Neumarkt bis nach Melaten wird
eröffnet, die Strecke führt durch das Hahnentor, denn die mittelalterliche Stadtmauer
wird erst ab 1880 abgerissen.
05.05.1881
Die Stadt kauft dem preußischen Militärfiskus die mittelalterlichen und preußischen
Festungsanlagen zu einem Preis von knapp 12 Millionen Mark ab, damit sie geschleift,
d.h. niedergerissen werden können. Nur die Teile, die von besonderer
historischer Bedeutung oder in Privatbesitz sind, sollen erhalten bleiben.
04.01.1882
Bei der Niederlegung der Mauern und Türme soll nun das Hahnentor anstelle des
Ehrentores erhalten bleiben. Seine Bedeutung liegt in der Rolle als Zugang in die
Stadt für alle Könige des Mittelalters, die in Aachen gekrönt wurden und danach
zum Schrein der Hl. Drei Könige kamen, um ihnen zu huldigen, dies war ein fester
Bestandteil der Krönungsfeierlichkeiten.
20.12.1883
Der zunächst Hahnentorplatz genannte und gärtnerisch gestaltete Schmuckplatz
(bis 1927) wird nach dem ersten Habsburgerkaiser in Rudolfplatz umbenannt.
1885
Beginn der Restaurierung der noch vorhandenen Mauerteile und Türme durch den
Stadtbaumeister Julius Stübben.
14.08.1888
Die Hahnentorburg wird Domizil des „Historischen Museums für Köln und Umgebung“,
dem Vorläufer des heutigen Stadtmuseums im Zeughaus, zunächst als
Depot. In den 20er-Jahren des 20. Jhdt. sind in der Hahnentorburg dann auch die
eigentlichen Ausstellungsräume des Museums.
06.09.1902
In unmittelbarer Nähe zur Hahnentorburg wird am Habsburger Ring das neue Opernhaus
eröffnet. der heutige Bau an dieser Stelle und aus dem Jahr 1958 beherbergt aktuell
das Steigenberger-Hotel Köln.
01.10.1931
Verlagerung der „Historischen Schau“ aus dem Hahnentor in die Kürassier-Kaserne in Deutz.
11.06.1931
Eine Gedenktafel für Stadtbaumeister Julius Stübben wird am Nordturm des Hahnentors
angebracht. Stübben entwarf 50 Jahre vorher auch die Neustadt und die Ringstraßen.
26.05.1934
Einweihung der „Schlageter-Säule“ auf dem Platz vor dem Hahnentor. Der Rudolfplatz
heißt nun bis zum Kriegsende „Schlageter-Platz“. Albert Leo Schlageter sabotierte
in den 1920er Jahren die französische Besatzung, wurde dafür hingerichtet
und galt deshalb den Nationalsozialisten als „nationaler Märtyrer“.
Oktober 1944 und/oder 2.3.1945
In den letzten großen Luftangriffen wird die Hahnentorburg stark beschädigt, der
Nordturm fast völlig zerstört.
01.10.1946
Einzug und erste Ausstellung des Kölnischen Kunstvereins.
1964
Anbau der Gaststätte „Die Rolltreppe“, die 1977 mit einem Durchbruch in den Südturm
zu einem Ausstellungsraum umgewandelt wird.
1967
Das Museum für ostasiatische Kunst wird provisorisch in der Hahnentorburg
untergebracht, bis zu seinem Umzug in ein eigenes, neues Gebäude am Aachener
Weiher am 02.12.1977
1977
Der Berufsverband bildender Künstler hat im Hahnentor nun seine Bundesgeschäftsstelle
und die Ausstellungsräume.
1988
Die EhrenGarde der Stadt Köln 1902 e.V. übernimmt in Erbpacht die Hahnentorburg
von der Stadt Köln. Es werden umfangreiche Restaurierungsarbeiten und Ausbauarbeiten
durchgeführt.
19.08.1989
Tag der offenen Tür aus Anlass der offiziellen Einweihung und Übernahme der
Hahnentorburg durch die EhrenGarde.
1996/1997
Teilsanierung des Außenmauerwerkes.
Mai/Juni 2001
Sanierung und Neugestaltung des „Friedel-Haumann-Saal“ in der an das Hahnentor
angebauten Brücke über den südlichen Teil des Rudolfplatzes.
März 2002
Installation der Außenbeleuchtung der Hahnentorburg.
2006/2007
Umfassende Sanierung des Torgewölbes, der Außenmauern und der Innenmauern
mit großflächiger Freilegung des Mauerwerkes. Dadurch werden erstmalig nach
dem 2. Weltkrieg sehr genaue Untersuchungen der Bausubstanz dieser mittelalterlichen
Wehranlage und deren Entwicklung durch diverse bauliche Veränderungen
im Laufe der Jahrhunderte möglich.
25.11.2007
Feierliche „Wiedereröffnung“ der Hahnentorburg durch den Oberbürgermeister
der Stadt Köln, Fritz Schramma, der auch die letzten Pinselstriche an der aufgearbeiteten
historischen, französischen Bezeichnung des Hahnentors im Durchgang
vollzieht.
29.02.2008
Der Mittelsaal der Hahnentorburg wird erstmalig als offizielles Trauzimmer des
Standesamtes der Stadt Köln genutzt.
07.04.2008
Im hauseigenen Museum wird ein detailgetreues Modell der Hahnentorburg und
seiner Umgebung im Jahre 1870 im Maßstab 1:100 vorgestellt. Stifter dieses
Modells sind Bert Herpertz und Hans Seidel.
2011/2012
Der Eingangsbereich zur Hahnentorburg wird neu gestaltet.
01.10.2012
Die Hahnentorburg wird nun auch in der Comic-Zeitschrift „Micky-Maus-Magazin“
erwähnt. In der Ausgabe Nr. 40 haben die Panzerknacker ihr Hauptquartier unter der
Hahnentorburg, in der eine Karnevalsgesellschaft „haust“, die EhrenGarde der Stadt Köln.
31.03.2016
Auszug der EhrenGarde aus der Brücke (Friedel-Haumann-Saal das Casino der EhrenGarde) der
Hahnentorburg
Mai 2017
Vollständige Räumung der Hahnentorburg. Die Wände werden mit Bewegungssensoren
ausgestattet, um dadurch die Abrissarbeiten des Friedel-Haumann-Saales (Brücke) zu
überwachen und Gebäudeschäden zu vermeiden.
02.07.2017
Abriss der Brücke und anschließend provisorische Schließung der dadurch entstandenen
„Lücke“ am historischen Baubestand.
10.09.2017
Als letztes Überbleibsel der Brücke werden die Stahlträger entfernt, die Hahnentorburg
steht jetzt frei auf dem Rudolfplatz.
Illustrierte Geschichte der Stadt Köln
Stelzmann/Frohn; Bachem Verlag 1984
Cölner Thorburgen und Befestigungen 1180 – 1882
Heinrich Wiethase, Linderhöhe 1883, Weltbild Verlag 1995
Die Mauer von Cöln
Greis; Rheinau Verlag 1989
Köln im Mittelalter
Mick; Greven Verlag 1990
Chronik zur Geschichte der Stadt Köln
Hrsg. Fuchs; Greven Verlag 1990
Die Lesbarkeit der Stadt
Glasner; DuMont Verlag 2002
Alle Straßen führen durch Köln
Signon; Greven Verlag 1975
Köln Früher und Heute
Enders/Haufs; Komet-Verlag ohne Jahr, nach 2007
Köln, von den Römern bis heute
Zerlett; Greven Verlag 1990
Die Chronik Kölns
Chronik-Verlag 1992
Die Befestigungsweisen der Vorzeit und des Mittelalters
von Cohausen (1898); Weltbild Verlag 1995
Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Köln
Dietmar/Jung; Bachem Verlag 1996
Die französischen Jahre
Ausstellungskatalog Historisches Archiv der Stadt Köln, 1994
Die Hahnentorburg
Hrsg. Axel Schwarz, Markus Leifeld, Eigenverlag, 2002
Köln entdecken, Band 6: Kölner Stadtführer
Eckert; Wienand Verlag 1990
Geschichte der Stadt Köln, Band 12
Matzerath; Greven Verlag 2009
Das große Köln Lexikon
Hrsg. Jürgen Wilhelm, Greven Verlag 2005